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27.11.2025, von Rolf Schwery

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse in der CSR-Berichterstattung

Alle reden über Nachhaltigkeit – doch bei der Umsetzung scheitern so manche Organisationen. Lange Listen von Themen, unzählige Standards und unterschiedliche Stakeholder mit unterschiedlichen Ansprüchen erschweren den Fokus. Die Lösung dazu heisst: Wesentlichkeitsanalyse. Das Ziel dieser Analyse ist, sich auf die wichtigsten (wesentlichen) Themen zu konzentrieren. Und das macht man am besten aus einer doppelten Perspektive – nach innen und nach aussen gerichtet.

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Die Wesentlichkeitsanalyse gehört heute fest zur Berichterstattung über die soziale Verantwortung von Unternehmen. Sie zeigt: Organisationen sollten nicht einfach nur das kommunizieren, was sie gerne erzählen möchten, sondern sich auf die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen konzentrieren. Doch wie erkennt man, was wirklich wesentlich ist?

Fokussierung auf den Impact

Um herauszufinden, was wesentlich oder wichtig ist, betrachtet man den Impact im Gesamten, das heisst, den ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Impact. Dieser kann positiv oder negativ, kurzfristig oder langfristig, potenziell oder real sein. Damit man den Impact einschätzen kann, ist es von zentraler Bedeutung, die wichtigsten Stakeholder miteinzubeziehen. Die Stakeholder sind Individuen oder Gruppen, welche durch den Event betroffen sind oder diesen beeinflussen.

Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?

In den letzten Jahren haben sich die Standards zur Wesentlichkeit weiterentwickelt. Die EU hat spezifische Standards entwickelt, welche für Organisationen ab einer bestimmten Grösse verpflichtend sind. Diese Europäischen Standards zum Nachhaltigkeitreporting (ESRS) schreiben vor, dass die Wesentlichkeitsanalyse durch eine weitere Dimension ergänzt wird: Den Einfluss der Nachhaltigkeitsthemen auf die finanzielle Wohlergehen und Entwicklung der Organisation. Während die eine Perspektive die Sichtweise von innen nach aussen ist (Impact Materiality) ist die andere Sichtweise nach innen gerichtet (Financial Materiality).

  1. Finanzielle Wesentlichkeit (Outside-In): Zeigt auf, wie Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren die finanzielle Leistung, den Ruf und die langfristige Lebensfähigkeit des Unternehmens beeinflussen können.
  2. Aussenwesentlichkeit (Inside-Out): Zeigt auf, wie sich die Aktivitäten des Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft auswirken, von Themen wie Klimawandel bis hin zu Menschenrechten, biologischer Vielfalt und lokalen Gemeinschaften.

Diese beiden Dimensionen sind miteinander verknüpft. So kann ein Unternehmen beispielsweise offenlegen, wie sich der Klimawandel auf seine Lieferkette auswirken könnte (Outside-In) und gleichzeitig, wie seine eigenen Kohlenstoffemissionen zur globalen Erwärmung beitragen (Inside-Out). Diese ganzheitliche Perspektive gewährleistet Transparenz und ermutigt Unternehmen, Risiken zu managen und gleichzeitig positive soziale und ökologische Ergebnisse zu fördern.

Unterschiede zu anderen Standards

Die Standards von GRI sind die am weitesten verbreiteten Standards weltweit. Gemäss der Studie von KPMG nutzen rund 73 % der weltweit grössten Organisationen (G250) diesen Standard. Die GRI-Standards fokussieren sich aber nur auf eine Perspektive, die Perspektive nach aussen.

Im Gegensatz dazu haben die International Financial Reporting Standards (IFRS) einen spezifischen Nachhaltigkeits-Standards für das Reporting entwickelt, welche nur die Perspektive nach innen berücksichtigen. 

Glücklicherweise arbeiten diese beiden Organisationen Hand in Hand, und so wird eine solide Grundlage gelegt, um die Wesentlichkeit der Themen aus beiden Perspektiven zu beleuchten und bewerten. 

Warum ist die doppelte Wesentlichkeit wichtig für die Nachhaltigkeitsberichterstattung?

Die Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit ist die zukünftige Grundlage für alle Strategien im Bereich der Nachhaltigkeit. Sie betrifft nicht nur Firmen, sondern alle Typen von Organisationen. Demensprechend können auch Eventorganisatoren diesen Ansatz nutzen.

Zu den wichtigsten Vorteilen einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse in der CSR-Berichterstattung gehören:

  • Verbessertes Risikomanagement: Durch das Verständnis sowohl der finanziellen als auch der Aussenwesentlichkeit können Unternehmen aufkommende Nachhaltigkeitsrisiken identifizieren, wie z. B. Ressourcenknappheit oder regulatorische Änderungen, die ihr Geschäft beeinträchtigen könnten.
  • Verbessertes Vertrauen der Stakeholder: Eine transparente und verantwortungsbewusste Berichterstattung fördert das Vertrauen von Anlegern, Aufsichtsbehörden und Kunden, die bei ihren Entscheidungen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen.
  • Strategische Einblicke: Die doppelte Wesentlichkeit hilft Unternehmen, den Blick für neue Innovationsmöglichkeiten zu öffnen, z. B. für grüne Produkte, energieeffiziente Prozesse oder verantwortungsvollere Lieferketten.
  • Einhaltung gesetzlicher Vorschriften: Da die Nachhaltigkeitsberichterstattung in vielen Ländern obligatorisch wird, stellt die Einhaltung international anerkannter Rahmenwerke sicher, dass Unternehmen die Berichtsanforderungen erfüllen und potenzielle rechtliche Fallstricke vermeiden.
Der Weg in die Zukunft

Während die Politik heute aufs Gaspedal drückt und morgen die Bremsen wieder anzieht und mit diesem Wechselkurs bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsanforderungen für Irritationen sorgt, haben wir doch eine relativ solide Basis, wie Nachhaltigkeit umgesetzt werden kann. Wir können auf zwei internationale Standards zurückgreifen, welche sich etabliert haben und sich gegenseitig ergänzen. Die Welt ist im ständigen Wandel, Dinge mögen sich ändern oder weiterentwickeln, aber der Ansatz der doppelten Wesentlichkeitsanalyse wird bleiben.