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26.03.2024, von Sarah Rossetti

Mehrwegbecher und -geschirr an Events - welcher Plastik ist der umweltfreundlichste?

Seit 2021 ist Einwegplastik für Besteck und Teller in der EU verboten. In der Schweiz gibt es ein solches Gesetz (noch) nicht. Veranstalter entscheiden weiterhin selber, welches Material sie an ihrem Event einsetzen. Mit steigender neuer Recyclingmöglichkeiten und alternativen Plastikarten wie Bio-Plastik und biologisch abbaubarem Plastik werden diese Entscheidungen jedoch immer komplexer.

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Von Essens- und Getränkeverpackungen zu Kleidung, Möbel, Autos - in vielen Produkten, die auf den Markt kommen, ist Plastik oder Kunststoff zu finden. Das am Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals synthetisierte Material hat zweifellos die Welt erobert. Da sich Plastik nur sehr langsam zersetzt, haben Plastikteile ihren Weg auch in die natürliche Umgebung unserer Welt gefunden, Wasser-, Gebirge-, Meeres- und Küsten-Ökosysteme, alle sind von Plastikabfall betroffen. Jedes Jahr werden 350 Millionen Tonnen Plastikabfall produziert, wovon 19 Millionen in die Umwelt gelangen. Veranstalter stehen also auch in der Pflicht, mit der Wahl des Geschirrs die Umweltauswirkungen so gering wie möglich zu halten.

Welche Plastiktypen findet man in der Schweiz für Becher und Geschirr?

Auf den meisten Produkten ist ein sogenannter Recyclingcode enthalten, der angibt, um welchen Plastik es sich handelt. Die Angabe der Recyclingcodes ist allerdings freiwillig. Wichtig ist zu wissen, dass die Codes keine Aussage darüber macht, ob das Material recycelbar ist oder nicht, sondern darüber, um welches Material es sich handelt.

Bild 1: Die 7 verschiedenen Recyclingcodes

 

Code 1: PET

Code 2: HDPE

Code 3: V (oder PV)

Code 4: LDPE

Code 5: PP

Code 6: PS

Code 7: andere Kunststoffe (SAN / PC / PLA)

Als Reaktion auf die negativen Auswirkungen herkömmlicher Kunststoffe finden sich immer mehr alternative Kunststoffe unter dem Recyclingcode 7 (andere Kunststoffe). Dabei kann es sich um Biokunststoffe oder um Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen handeln. Ein häufiger Fehler ist die Annahme, dass Biokunststoffe zwangsläufig biologisch abbaubar oder kompostierbar* sind. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es gibt Biokunststoffe, die nicht biologisch abbaubar sind, und es gibt Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen, die schnell abgebaut werden. Hinzu kommt, dass manche Biokunststoffe nur in industrieller Umgebung abbaubar sind. In natürlicher Umgebung hinterlassen auch diese Rückstände von Mikroplastik.

*Kompostierbarkeit bedeutet, dass ein Material auf natürliche Weise in unschädliche Stoffe zerfallen kann, ohne sichtbare oder giftige Rückstände zu hinterlassen.

Welcher Plastik ist nun die erste Wahl?

Diese Frage hängt ganz von den individuellen Prioritäten des Veranstalters ab. Dennoch gibt es Empfehlungen oder Denkanstösse dazu:

1. Einweg oder Mehrweg? 

In Anbetracht der wachsenden Zahl von Ländern, die Einwegplastik verbieten, ist davon auszugehen, dass in Zukunft auch in der Schweiz ähnliche Verbote in Kraft treten werden. Wer hier Vorreiter sein möchte, sollte sich also für Mehrweg entscheiden.

2. PP ist billig – oder?

Finanziell gesehen ist PP am sinnvollsten. Allerdings baut sich PP nur langsam ab, wenn es in die natürliche Umwelt gelangt. Ebenso ist sein CO2-Fussabdruck hoch. Dieser könnte durch vermehrtes Recycling verringert werden (allerdings kann hierzulande noch kein PP recycelt werden). Bislang werden in der Schweiz nur zwei Kunststoffarten in grossem Umfang recycelt, nämlich PET und HDPE (Recyclingcode 2).

3. Also PET!

PET kann sehr leicht und in einem geschlossenen Kreislauf recycelt werden. Aus PET-Rezyklat kann wieder PET hergestellt werden. Aber eine PET-Flasche, die aus dem Abfall entweicht und im Boden oder Wasser landet, braucht sehr lange, bis sie sich zersetzt hat.

4. Dann aber PLA!

Aufgrund seiner schnelleren Abbaubarkeit und seines geringeren CO2-Fussabdrucks ist PLA eine attraktive umweltfreundliche Lösung. Hinzu kommt, dass PLA aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird. Wenn PLA unter den richtigen Bedingungen kompostiert wird, kann es sogar als Düngemittel verwendet werden. Allerdings sollte PLA nicht in die Umwelt gelangen, denn unter natürlichen Bedingungen kann der Zersetzungsprozess lange dauern und Mikroplastik erzeugen, das ebenso wie andere Kunststoffe toxische Auswirkungen haben kann. Da PLA weniger lang haltbar ist wie anderer Kunststoff, sind wiederverwendbare Becher aus PLA selten auf dem Markt zu finden, ebenso wenig solche aus PET.

5. Also doch PP?

Für Mehrwegbecher und -geschirr schneidet PP am besten ab. SAN lässt sich nur sehr schwer recyceln. PC sollte vermieden werden aufgrund von potentiell negativen Gesundheitsauswirkungen von BPA (Bisphenol A).

Was hat es mit Bambusgeschirr auf sich?

Theoretisch ist Bambusgeschirr sehr nachhaltig, da es aus einer schnell wachsenden Pflanze hergestellt wird, biologisch abbaubar und kompostierbar ist sowie ein geringes Gewicht hat, aber dennoch robust ist. Leider besteht das Problem bei Bambusgeschirr darin, dass es oft nicht nur aus Bambus besteht, sondern dass andere Stoffe wie Melamin-Formaldehyd-Harz, Konservierungsmittel und Bleichmittel hinzugefügt werden, die gesundheitliche Risiken bergen können. Deshalb sollten man beim Kauf von Bambusgeschirr und -bechern darauf achten, dass das Produkt reinen Bambus enthält. Eine Studie hat ergeben, dass Einweggeschirr aus Bambusfasern im Allgemeinen besser abschneidet als Einweggeschirr aus PP.

Wie kann ich sichergehen, dass das kompostierbare Geschirr nach meinem Event auch kompostiert wird?

Um das Potenzial kompostierbarer Materialien wie PLA (oder Bambusgeschirr) voll auszuschöpfen, sollte die Veranstaltung im Vorfeld mit der nächstgelegenen Biogasanlage mit Kompostieranlage klären, ob das Geschirr oder die Becher dort angenommen werden. Wenn ja, könnte die Veranstaltung organische Abfälle sammeln und sie dann zur Biogasanlage bringen.

 

Fazit

Die Komplexität der Kunststoffverwendung kann Kopfzerbrechen bereiten. Um die Entscheidung für ein bestimmtes Kunststoffprodukt zu erleichtern, kann man sich auf eine Reihe von Eigenschaften wie Abbaubarkeit, Kompostierbarkeit, Recyclingfähigkeit sowie Kohlenstoffbilanz konzentrieren. Ausserdem ist es sinnvoll, zu berücksichtigen, aus welchem Rohmaterial der Kunststoff hergestellt wurde. Im Einklang mit der gegenwärtigen Entwicklung in Richtung Einweg-Verbot, ist es ratsam, Mehrwegprodukte zu bevorzugen. Hierfür scheint PP am besten geeignet zu sein, aufgrund seiner weithin verfügbaren Mehrwegartikel, Erschwinglichkeit und seines hohen Rezyklierungspotentials.

Für Einweggeschirr ist die Antwort komplizierter und ist abhängig vom Kontext. Wenn es die Möglichkeit gibt, den kompostierbaren Müll zu sammeln und zu einem industriellen Kompostwerk zu bringen, dann ist PLA-Kunststoff oder Bambusfaser gut geeignet. Ist dies nicht möglich oder mit zu viel Aufwand verbunden, ist PET aufgrund seiner guten Rezyklierbarkeit und der leicht zugänglichen Recycling-Infrastruktur in der Schweiz die bessere Wahl.

In den vergangenen Jahren hat sich die Suche nach nachhaltigeren Materialien erheblich weiterentwickelt, und es bleibt zu hoffen, dass diese Bemühungen weiter gehen und die Antwort auf die Frage, welches Material für Becher und Geschirr am nachhaltigsten ist, einfacher wird.

 


Quellen:

Titelbild: freepik | Bild 1: Recyclingcodes

Plastikwegweiser Verein Schweizer Plastic Recycler

Plastikatlas Heinrich-Böll-Stiftung

Plastik im Ozean: https://ourworldindata.org/how-much-plastic-waste-ends-up-in-the-ocean

Plastikrecycling in der Schweiz: https://www.nau.ch/lifestyle/gesellschaft/recycling-diese-materialien-sind-nicht-recycelbar-66584955

Abfallwegweiser Kunststoffe BAFU: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/abfallwegweiser-a-z/kunststoffe.html

Studie Gesundheitsauswirkungen von Mirkoplastik: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10151227/#:~:text=Various%20examples%20of%20damage%20caused,not%20yet%20been%20clearly%20identified

Recyclingcodes: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/recyclingcode-das-bedeuten-die-symbole-auf-verpackungen-11941

Studie Abbau von Plastik: https://pubs.acs.org/doi/full/10.1021/acssuschemeng.9b06635

Mikroplastik:

KVA-Rückstände in der Schweiz:

Studien Bambusgeschirr, - becher: