Events & Energie – eine Synergie?
Nichts geht ohne sie, trotzdem sollten wir weniger von ihr brauchen: die Energie. Energie und deren Verbrauch sind allgegenwärtige Themen, welche Einfluss auf alle Teilbereiche eines Events haben. Dabei gibt es verschiedene Arten von Energie, bei welchen auch auf die Herkunft geachtet werden sollte.
Das Thema Energie ist eine grosse aktuelle gesellschaftliche Herausforderung von zentraler Bedeutung. Ob es um Arbeitsplätze, Sicherheit, Klimawandel, Nahrungsmittelproduktion oder Einkommenssteigerung geht: Der Zugang zu Energie für alle ist unerlässlich. Energie ist ein multisektorales Thema, welches kaum wie ein anderes unterschiedliche SDGs und Managementansätze tangiert. Besonders bei Events braucht es für die Bereitstellung von Infrastruktur, Beheizung oder Kühlung, Beschallung und Beleuchtung im Vergleich zum Normalverbrauch relativ viel Energie. Dabei sollte auf mögliche energiesparende Alternativen umgestellt werden.
- Für grössere Events oder in schlecht erschlossenen Gebieten muss oft auf zusätzliche Energiequellen zurückgegriffen werden. Dabei werden häufig Dieselgeneratoren eingesetzt, welche eine konstante Energiezufuhr in gewünschter Menge garantieren.
- Vermehrt kommen aber auch alternative Energiequellen, insbesondere Solarzellen, zum Einsatz. Die Produktion ist aber tages- und witterungsabhängig.
Mögliche Konfliktfelder
- Je geringer der Energieverbrauch, desto kleiner die Emissionen. Auf den ersten Blick würde sich als Beispiel Atomenergie anbieten: Atomenergie hat zwar einen kleineren direkten CO2-Fussabdruck, was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass damit langfristig sehr hohe Risiken und zurzeit ungelöste Umweltprobleme (Stichwort Endlagerproblem) verbunden sind.
- Transport: Material- und Personentransporte sowie eingesetzte Maschinen können einen beträchtlichen Teil des Energieverbrauchs ausmachen. Es lohnt sich also, bei Energiesparmassnahmen hier anzusetzen.
Die wichtigsten Begriffe
Energie ist nicht gleich Energie und kann auch nicht ohne so weiteres genutzt werden. Dafür muss diese zuerst umgewandelt werden.
Primärenergie: Unter Primärenergie wird jene Energie bezeichnet, die aus natürlichen Quellen stammt. Darunter fallen erneuerbare Energien wie Wasser-, Wind- und Sonnenenergie sowie fossile Brennstoffträger wie Kohle, Braunkohle, Steinkohle, Erdgas oder Erdöl. Da Primärenergie weder transportierbar noch speicherbar ist, muss diese in der Regel vom Menschen in eine andere Form von Energie, welche dann genutzt werden kann, umgewandelt werden.
Sekundärenergie: Strom oder Wärme ist die umgewandelte Primärenergie, die sich nur selten direkt nutzen lässt. So wird beispielsweise das Sonnenlicht mithilfe von Solarthermie- oder Photovoltaikanlagen in Energie umgewandelt.
Energieverlust: Bei der Umwandlung von Primärenergie zu Sekundärenergie entstehen unvermeidbare Energieverluste, das heisst, dass nicht alle Energie weiterverarbeitet werden kann. Bei fossilen Brennstoffen beispielsweise geschieht dies durch Verbrennung, deren Wärme in elektrische Energie umgewandelt wird, wobei bei diesem Prozess ein Teil der nutzbaren Energie verloren geht.
Strommix: Der Strommix ist sozusagen die Quellenangabe der bereitgestellten Energie. Sie gibt also an, welche Energieträger bei der Versorgung des Endverbrauchers beteiligt sind. Der Mix unterscheidet sich von Versorger zu Versorger. Eventveranstalterinnen und Eventveranstalter können sich auf der Seite des Stromanbieters über den Strommix informieren, um eine möglichst umweltfreundliche Stromquelle auszuwählen.
Drittenergie: Unter Drittenergie fällt die Energie, die beispielsweise vom Transport von Gütern, welche für ein Festival benötigt werden. Auch der Transport von Zuschauerinnen und Zuschauer mit Shuttles oder Shuttlebussen sowie der Aufwand, der durch die Reinigung des Geländes entsteht, kann als Drittenergie verstanden werden.
Managementansätze für Energieverbrauch
Wie geht man nun die Planung des Energieverbrauchs für einen Event an? Mit den folgenden Managementansätze kann ein verantwortungsvoller Umgang mit Energie gewährleistet werden:
- Fokus auf erforderlicher Beleuchtung, Beschallung, Kühlung oder Heizung mit möglichst geringer Energiezufuhr: Ausschlaggebend ist dabei die Energieeffizienz der Gebäude, eingesetzten Geräte und Maschinen.
- “Energieneutrale” Events: Events, welche ihren gesamten Stromverbrauch mit der eigenen Produktion von erneuerbarer Energie kompensieren können
- Möglichst hoher Anteil an erneuerbaren Energien bei der Energienutzung
- Zunehmend mehr Events setzen sich zum Ziel, 100 % erneuerbare Energiequellen zu nutzen
- Weitere Ansätze sind die Unterstützung erneuerbarer Technologien oder die Sensibilisierung der Mitarbeitenden und Teilnehmenden auf Energiesparmassnahmen
Indikatoren
Was man nicht misst, kann man auch nicht überprüfen. Mit den folgenden Indikatoren lässt sich die Nachhaltigkeitsleistung eines Events bezüglich des Energieverbrauchs messbar machen:
- Direkter Energiekonsum in kWh oder kJ für Strom, Heizung, Kühlung etc.
- Indirekter Energiekonsum in kWh oder kJ von Zulieferern, Partnern und anderen Organisationen
- Energieintensität
- Energieeinsparung dank verschiedenen Massnahmen
Welche Standards und Richtlinien gibt es zum Energieverbrauch?
Um die Managementansätze in einen normativen Rahmen einzubetten zu können, werden folgende Standards und Richtlinien angeführt:
- Sustainable Development Goals (SDG):
- SDG 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern - Das SDG 7 fordert allgemeinen Zugang zu bezahlbaren, verlässlichen und modernen Energiedienstleistungen
- SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen - Das SDG 12 will bis 2030 eine nachhaltige Bewirtschaftung und effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen erreichen
- GRI Standards: GRI Standards dienen bei Zertifizierungswunsch als Orientierungshilfe für Organisationen und Events. Betreffend Energie kann der GRI Standard 302 angegeben werden.
- GRI Standard 302–1 Energieverbrauch innerhalb der Organisation
- 1. Offenlegung der gesamten Brennstoffverbrauch innerhalb der Organisation aus nicht erneuerbaren Quellen
- 2. Angabe von Einheiten wie Stromverbrauch, Wärmeenergieverbrauch Kühlenergieverbrauch, Dampfverbrauch
- GRI Standard 302–2 Energieverbrauch ausserhalb der Organisation
- 1. Offenlegung der gesamten Brennstoffverbrauch ausserhalb der Organisation aus nicht erneuerbaren Quellen
- GRI Standard 302–3 Energieintensität Pflichtanforderungen an die Berichterstattung
- 1. Die Organisation muss Informationen wie die Energieintensitätsquotienten der Organisation und den organisationsspezifischen Parameter (den Nenner), der zur Berechnung des Quotienten verwendet wurde.
- GRI Standard 302–4 Verringerung des Energieverbrauchs
- 1. Die Organisation verpflichtet sich den Umfang folgender Informationen offenzulegen: Umfang der Verringerung des Energieverbrauchs, die als direkte Folge von Initiativen zur Energieeinsparung und Energieeffizienz sowie unter anderen die die in die Verringerung einbezogenen Energiearten: Treibstoff, elektrischer Strom, Heizung, Kühlung, Dampf oder alle.
- GRI Standard 302–5 Senkung des Energiebedarfs für Produkte und Dienstleistungen
- 1. Die Organisation muss die im Berichtszeitraum erreichte Verringerung des Energiebedarfs für verkaufte Produkte und Dienstleistungen, in Joule oder Vielfachen von Joule, angeben.
- GRI Standard 302–1 Energieverbrauch innerhalb der Organisation
- ISO 50001 - Energy management: ISO 50001 ist eine freiwillige internationale Norm. Sie gilt für Organisationen jeder Grösse und enthält Anforderungen für die Festlegung, Verwaltung und Verbesserung ihres Energieverbrauchs und ihrer Energieeffizienz
Quellen & Bildernachweis:
- R. Schwery, V. C. Vuong, 2018: Leitfaden Nachhaltiges Eventmanagement
- Strommix: https://www.strom.ch/de/energiewissen/produktion-und-handel/produktion-strommix
- Titelbild: Unplash/Thomas Galler | Bild im Text: https://www.kernenergie.ch/de/schweizer-strommix-_content---1--1069.html