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15.03.2022, von Marina Stone

Wie setzt man Nachhaltigkeit beim Wasserverbrauch um?

Hierzulande wägt man sich auf dem Thron des „Wasserschlosses von Europa“ in Sicherheit, was die Vorräte der kostbaren Ressource Wasser anbelangt. Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen auch wir zunehmend sparsam damit umgehen – insbesondere auf Veranstaltungen.

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Jeder zweite Mensch auf der Erde ist mit regelmässiger Wasserknappheit konfrontiert. Auch im Wasserschloss Schweiz gilt: Sauberes Trinkwasser ist eine knappe und kostbare Ressource, dessen Verfügbarkeit je nach Jahreszeit und Ort stark variiert. Demgegenüber steht ein vergleichsweise hoher Konsum: Im Durchschnitt verbraucht eine Person in der Schweiz rund 160 Liter Wasser pro Tag im Haushalt. Daneben wird in der Industrie, im Gewerbe und im öffentlichen Sektor Trinkwasser genutzt. Auch bei Events fällt Wasserverbrauch etwa bei der Verpflegung, der Bereitstellung von Duschanlagen (zum Beispiel bei Sportevents), der Bewirtschaftung von Grünflächen und besonders bei Toilettenspülungen an.  

Der Verbrauch kann heutzutage dank moderner Technologien stark reduziert werden. Besonders an Standorten mit Wasserknappheit, ohne Zugang zu fliessendem Trinkwasser oder in heissen Sommern ist der sparsame Umgang mit Wasser von grossem öffentlichem Interesse und ein Anliegen der lokalen Bevölkerung. Mit der Covid-19-Pandemie ist der Zugang zu genug sauberem Wasser für sanitäre Anlagen und die Sicherstellung von hohen Hygienestandards gerade bei Events mit vielen Besuchern wiederum hoch aktuell geworden. 

  

Ist ein geringerer Wasserverbrauch immer nachhaltig? 

Wenn es darum geht, den Wasserverbrauch eines Events zu senken, sind andere zusammenhängende Themen miteinzubeziehen, welche Konfliktfelder, aber auch Synergien öffnen können. So ist einerseits die Verfügbarkeit von sauberem Wasser eng verbunden mit der allgemeinen Sicherheit für Teilnehmende eines Events: Gerade an heissen Tagen oder bei Sportevents muss der Gefahr der Dehydrierung und Überhitzung oft mit vielen Trinkmöglichkeiten, Wasser-Stationen oder Duschen entgegengewirkt werden. Dabei wird das Thema Sicherheit auf Kosten des Wasserverbrauchs generell stets priorisiert.  

Das Gleiche ist der Fall beim Thema Verpflegung oder Gesundheit. Der freie Zugang zu Trinkwasser sowie die Gewährleistung allgemeiner Hygiene gehört zum Qualitätsstandard und fördert die Gesundheit am Event. Beim Ausschank von Wasser ist dann vor allem auf die Vermeidung von Einweg-Abfall zu achten, etwa mit dem Ausschank in Pfand-Flaschen; siehe Thema Abfall

Bedeutet Wasserverbrauch zu reduzieren also ein Trade-off mit der Zufriedenheit der Teilnehmenden? Die Anzahl Toiletten, Trinkangebote und Duschen zum Beispiel, die nach Sportevents zur Verfügung stehen, steigert die Zufriedenheit der Teilnehmenden, beeinflusst jedoch den Wasserverbrauch negativ.  

 

Massnahmen zum nachhaltigen Wasserverbrauch 

Mit folgenden Massnahmen kann aber trotzdem verantwortungsvoll mit Wasser umgegangen werden: 

  • Der Einsatz neuer Technologien an Sanitäranlagen kann den Wasserverbrauch reduzieren und gleichzeitig die Qualität der betreffenden Dienstleistungen erhalten (oder sogar steigern): So etwa wassersparende Dusch- und Wasserhahnaufsätze, Regenzisternen und Grauwassernutzungsanlagen, welche nicht-trinkbares Wasser aufbereiten und wieder der Wassernutzung zuführen. 

  • Eine Möglichkeit ist auch die Anbringung von positiven Nudges (kleine, auch humorvolle Erinnerungen/Anreize an das Konsumverhalten) für die Teilnehmenden, wo angebracht (beispielsweise an Duschen, etc.). 

 

Wie misst man den Wasserverbrauch? 

You can’t manage what you don’t measure - Mit welchen Indikatoren lässt sich die Leistung eines Events bezüglich des Wasserverbrauchs am sinnvollsten für die eigene Nachhaltigkeitsberichterstattung messen? 

Indikatoren für den Wasserverbrauch: 

Direkte Messung: Der Veranstalter installiert einen Wasserzähler. Nach dem Event weiss man genau, wie viel Wasser verbraucht wurde: 

  • Trinkwasserverbrauch in Liter 

  • Betriebswasserverbrauch in Liter oder in m³  

 

Des Weiteren kann Folgendes rapportiert werden:  

  • Gesammeltes Regenwasser in Liter oder in m³ 

  • Durch den Wasserverbrauch beeinträchtigte Quellen 

  • Rezykliertes / wiederverwendetes Wasser in Liter oder in m³ 

  • Abwasser in Liter oder in m³ 

 

Hinweis: 1 m³ = 1000 l (!) 

 

Indirekte Messung: Wird kein Wasserzähler installiert, muss die verbrauchte Menge indirekt berechnet werden. Mögliche Methoden sind:  

  • Schätzung des Wasserverbrauchs gemäss Anzahl Anschlüssen und durchschnittlicher Nutzung.  

  • Falls zur Wasserreinigung Zusatzstoffe beigegeben werden, kann die Wassermenge auch auf der Grundlage der verbrauchten Zusatzstoffe errechnet werden.  

  • Als letzte Option bleibt die Schätzung durch Vergleiche mit anderen Events und den durchschnittlichen Wasserverbrauch pro Person pro Tag. Diese Schätzgrössen können Ihnen als Orientierung dienen: 

    • Ohne Duschen, nur Toiletten: Ca. 40 L pro Tag pro Teilnehmende (– falls Stopp- oder Spartasten an der Toilette, sonst 55 L pro Tag) 

    • Mit Duschen und Toiletten: Ca. 100 L pro Tag pro Teilnehmende (Annahme: 50% der Teilnehmenden duschen 1x pro Tag) 

    • Wenn alles inbegriffen mit Geschirr spülen, Kleider waschen, etc.: Schweizerischer Durchschnittsverbrauch: 160 L pro Tag pro Person 

 

Welche Standards und Richtlinien gibt es zum Wasserverbrauch?  

Hier wird ein Überblick über die wichtigsten Guidelines und Reporting-Standards gegeben, welche für das Eventmanagement und Nachhaltigkeitsreporting zur Wassernutzung anwendbar sind. 

  • SDGs 3: Good Health and Well-being, 6: Clean Water and Sanitation, 12: Responsible Consumption and Production; und jeweils untergeordnete targets.

  • GRI Standards 303 (2018): Water and Effluents: Um einen Nachhaltigkeitsreport in Anlehnung an oder in Übereinstimmung mit den weltweit gebrauchten GRI-Standards zu verfassen, sollte über folgende Punkte berichtet werden:  

    • Angaben zum Managementansatz in Bezug auf Wasser und Abwasser (unter Anwendung von GRI 103: Managementansatz) 

    • 303-1: Wasser als gemeinsam genutzte Ressource: Wie und wo Wasser genau genutzt wird, Auswirkungen dieser Nutzung, Methoden und Messansatz, Massnahmen gegen Auswirkungen, Stakeholder-Einbezug, Zielsetzungen zum Thema in Bezug auf Wasserstress 

    • 301-2: Umgang mit den Auswirkungen der Wasserrückführung: Ggf. Beschreibung der Mindeststandards für die Abwassereinleitungsqualität 

    • 301-3: Wasserentnahme: Gesamte Wasserentnahme nach Quellen (Oberflächenwasser, Grundwasser, Meerwasser, etc.) und Wasserart sowie aus Gebieten mit Wasserstress in Megalitern 

    • 301-4: Wasserrückführung: Gesamte Wasserrückführung nach Zielen Quellen (Oberflächenwasser, Grundwasser, Meerwasser, etc.) und Wasserart sowie in Gebieten mit Wasserstress in Megalitern; wichtige bedenkliche Stoffe in der Wassereinleitung 

    • 303-5: Wasserverbrauch: Gesamtverbrauch sowie Verbrauch aus Gebieten mit Wasserstress, ggf. Änderung der Wasserspeicherung falls mit Auswirkungen in Megalitern, Messmethoden 

 

  • Die ISO-Standards bieten auch spezifische Management-Richtlinien rund um die Wassernutzung: ISO 13.060: Standards zum Thema Wasser: https://www.iso.org/ics/13.060/x/.  

  • Weitere, auf Wasser bezogene ISO-Standards (auf Events anwendbar): 

    • ISO/TC 147: Waterquality  

    • ISO 14046: Water footprint  

    • ISO/TC 224: Drinking water supply and wastewater systems  

 


Quellen:   


Bildnachweis: 

Titelbild: Rony Michaud, pixabay.com