ePrivacy and GPDR Cookie Consent management by TermsFeed Privacy Policy and Consent Generator
29.03.2021, von Pascal Mathis / Rolf Schwery

ISO 20121 – ein besonderer Standard | Standards Teil 1

Seit fast einem Jahrzehnt gibt es Standards und Richtlinien zum nachhaltigen Eventmanagement. Wie setzt man diese richtig um? Wie hoch ist der Aufwand? Was bringen sie überhaupt? Mit einer Serie über Standards stellen wir die wichtigsten Standards und Richtlinien vor und beleuchten sie kritisch. Der Anfang macht die ISO-Norm 20121.

Story image cap

Das Kürzel ISO steht für die International Organization for Standardization. Die Organisation wurde 1947 gegründet und hat ihren Sitz in der Schweiz. In allen Bereichen (mit Ausnahme von Elektrotechnik und Telekommunikation) entwickelt sie Normen, die international gültig sind. Für die Umsetzung in der Schweiz ist die Schweizerische Normenvereinigung (SNV) zuständig.

 

Wie ist es zur ISO-Norm 20121 gekommen?

Bei den Vorbereitungen zu den Olympischen Sommerspielen in London 2012 wollte der Organisator auch bezüglich der Nachhaltigkeit neue Standards setzen. Da es bereits einen nationalen britischen Standard zur Nachhaltigkeit von Events gab, unternahm die britische Regierung intensive Bestrebungen, diesen Standard in einen internationalen Rahmen zu stellen. Damit dies gelingen konnte, brauchte es die Organisation ISO, intensive Konsultationen mit anderen Regierungen und einen Stakeholder-Prozess, um einen möglichst breiten Konsensus zu finden. Sportverbände wie das International Olympic Committee (IOC) und die UEFA sowie kritische NGOs wie Transparancy International und der WWF haben mitgeholfen, diese zu entwickeln. Just vor den Olympischen Spielen war das Ziel erreicht: Das Rahmenwerk ISO20121 wurde präsentiert, wobei das Jahr auch dem Standard seine Nummer gab mit dem Zusatz 1 für die traditionell fünfstelligen ISO-Normen.

 

Wie ist die ISO-Norm 20121 aufgebaut?

Die ISO-20121-Norm ist insofern eine besondere Norm, da sie keine Zielgrössen definiert, die erreicht werden müssen, um die Norm zu erfüllen. Viel mehr ist diese ISO-Norm ein Managementsystem, welches die Prozesse festlegt, welche für ein nachhaltiges Eventmanagement umgesetzt werden müssen. Viel Erfahrung im Eventmanagement ist gefragt, aber auch Feingefühl ist gefordert: Wie viele Nachhaltigkeitsthemen kann eine Organisation aktiv bewirtschaften? Welche Massnahmen sind sinnvoll? Wo liegen die Grenzen der Machbarkeit? 

Wie gerade erwähnt, ist die Norm mehr ein Managementsystem, das aufzeigt, was umgesetzt, überwacht, dokumentiert und verbessert werden kann. Zudem hilft es Veranstalterinnen und Veranstaltern, Umweltbelastungen sowie soziale und finanzielle Risiken aufzudecken und diese zu verringern. Wie viele andere ISO-Standards folgt ISO 20121 dem PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act).

 

Bild: Event Sustainability Management System, ISO 20121:2012

 

PLAN: In dieser Phase geht es darum, die Stakeholder zu identifizieren und einzubinden, den Geltungsbereich zu definieren, Zuständigkeiten zu regeln, Leitprinzipien der nachhaltigen Entwicklung für die Veranstaltung zu definieren, Richtlinien festzulegen und zu dokumentieren, relevante Themenfelder zu identifizieren und Pläne zur Erreichung der Ziele festzulegen.

DO: Dabei sind die interne und externe Kommunikation über die Nachhaltigkeitsziele aufrechtzuerhalten, die Ressourcen sicherzustellen, Kompetenzen und das Bewusstsein zur Erreichung der Ziele und die Effektivität der Pläne zu pflegen und zu dokumentieren.

CHECK: In dieser Phase geht es um die Überwachung und Bewertung der Systemleistung, einschliesslich interner Audits und einem Management-Review.

ACT: Diese Phase hat das Ziel, Nichtkonformitäten zu identifizieren und Korrekturmassnahmen zu ergreifen.

Zu beachten gilt, dass dieser PDCA-Zyklus keine Checkliste oder Ablaufplan ist und die einzelnen Anforderungen auch nicht immer chronologisch so in Angriff genommen werden müssen.

 

Für wen ist die ISO-20121-Norm sinnvoll?

Die Zielgruppe dieser ISO-Norm ist breit definiert. Neben Veranstaltenden von Events kann die Norm von grösseren wie auch kleineren Firmen mit Bezug zur Eventindustrie (Zulieferer, Dienstleister, Caterer, Belichtung, Beschallung, Infrastruktur, Marketingagentur etc.)  genutzt werden.  

 

Wie verifiziert man die ISO-20121-Norm?

Auch betreffend der Verifizierung geht die ISO-Norm spezielle Wege. Die ISO-Norm 20121 ist ein Zwischending zwischen den nicht-zertifizierbaren Normen und den streng geregelten Standards. Die Norm wurde noch nicht in eine Schweizerische Norm (SN) umgesetzt, und dies ist momentan auch nicht in Planung. Demgegenüber hat Deutschland die ISO-Norm 20121 bereits in eine DIN-Norm umgesetzt.

Für zertifizierungswillige Organisationen bleiben zwei Optionen offen: Die Organisation/die Veranstalterin oder der Veranstalter kann mithilfe einer Expertenorganisation ein nachhaltiges Eventmanagement-System umsetzen und auditieren lassen («First Party Audit»). Er kann auch das System selbständig umsetzen und eine Zweitpartei um eine Verifizierung bitten («Second Party Audit»). Da die Verifizierung relativ viel Expertenwissen verlangt, ist die Auswahl der richtigen Organisation wichtig. Das Netzwerk der Sustainable Event Alliance (SEA) kann bei der Suche der Partner weiterhelfen und die Prozesse überprüfen.

Verschiedene Länder haben auf der Grundlage der ISO-Norm einige Labels kreiert und bieten Zertifizierungen an. In der Schweiz hat EXPO EVENT – ein Verband der Eventindustrie mit mehr als 170 Mitgliedern – kürzlich ein Pilotprojekt gestartet, um Firmen auf der Grundlage der ISO-Norm 20121 zu zertifizieren. 

 

Welche weiteren ISO-Normen gibt es mit Bezug zum nachhaltigen Eventmanagement?

Einige ISO-Normen haben einen direkten Bezug zur ISO-Norm 20121. Einige davon sind zertifizierungspflichtig, bei anderen wird die Zertifizierungsoption explizit ausgeschlossen.

ISO 14000 Umweltmanagement für Umweltschutz

Die Normen-Reihe ISO 14000 Umweltmanagement für Umweltschutz enthält weltweit anerkannte Anforderung an ein Umweltmanagement-System. Den Fokus legt sie auf den kontinuierlichen Verbesserungsprozess gemäss dem PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act). Sie ist zertifizierungspflichtig.

ISO 26000 Nachhaltigkeitsmanagement für Corporate Social Responsibility (CSR)

Mit ISO 26000 Nachhaltigkeitsmanagement für CSR haben Unternehmen eine Leitlinie zur Hand, die sie beim gesellschaftlich verantwortungsvollen Handeln unterstützt. Darin werden sieben Themen berücksichtigt: Corporate Governance, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und Arbeitsbeziehungen, Umwelt, fairer Handel, Verbraucherfragen, kommunale Interessen und lokale Entwicklung. Sie ist auf freiwilliger Basis und vergibt keine Zertifizierung.

ISO 20400 Nachhaltige Beschaffung

Diese ist die neueste Norm mit direktem Bezug zum nachhaltigen Eventmanagement. Eine nachhaltige Beschaffung trägt einen grossen Teil zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. ISO 20400 Nachhaltige Beschaffung ist weltweit der erste Standard für nachhaltige Beschaffung und hilft Organisationen und Unternehmen, Anwendungen und Richtlinien für eine nachhaltige Beschaffung zu entwickeln und diese umzusetzen.

So viel erstmal zur ISO-Norm 20121. Mehr über (andere) ISO-Standards und deren Umsetzung folgt... Bleiben Sie dran!

 


Nützliche Links:

ISO-Standard 20121: https://www.iso.org/files/live/sites/isoorg/files/store/en/PUB100302.pdf

LinkedIn-Gruppe ISO: https://www.linkedin.com/groups/?home=&gid=2713957&trk=anet_ug_hm


Bildernachweis:

Titelbild und Bild im Text: ISO-Standard 20121