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29.01.2021, von Pascal Mathis

Nachhaltiges Eventmanagement in Schweizer Städten und Kantonen

Wie unterstützen Städte und Kantone Organisatoren bei der nachhaltigen Durchführung von Events? Eine Recherche im Rahmen einer Praktikumsarbeit gibt Aufschluss über den Stand in der Schweiz. Ein Zwischenbericht.

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Hintergrund der Arbeit

Der gesellschaftliche Fortschritt und die vermehrte Eventisierung der Gesellschaft hinterlässt in der Natur einen immer grösser werdenden Abdruck, sei es mit Bergen von weggeworfenen Sachen oder übermässigem Energie-und Wasserverbrauch. Aber auch gesellschaftliche  Missstände wie die Diskriminierung von Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Missbrauch oder sexuelle Übergriffe begleiten zahlreiche Events. Kritiker kommen darum vorschnell zum Schluss, dass der nachhaltigste Event, derjenige ist, welcher gar nicht stattfindet! Betrachtet man nur die Umweltauswirkungen, so müsste man wohl eingestehen: Die meisten Events hinterlassen tatsächlich eine negative Bilanz. Bei dieser stereotypen Sichtweise vergisst man aber, dass Veranstaltungen durch ihre Attraktivität auch das ökologische Bewusstsein steigern oder energiesparende Techniken fördern können. Dazu kommt, dass Veranstaltungen einen enormen gesellschaftlichen und oft auch wirtschaftlichen Mehrwert bieten. Die Erreichung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, ohne dass sich Menschen treffen, zusammen reden und Spass haben, ist unvorstellbar. Die Organisation von nachhaltigen Events ist immer ein Balanceakt. Hauptsächlich geht es darum, dass die positiven Wirkungen die negativen klar überwiegen. Und der positive Eindruck soll nicht nur für die Teilnehmenden des Events, sondern für alle Interessierten und Betroffenen (Stakeholder) bestehen.

Unterschiedliche Vorschriften in unterschiedlichen Städten

Städte und Kantone tragen eine entscheidende Rolle in der Förderung von nachhaltigen Events. Sie können Eventorganisatoren Vorschriften festlegen und Empfehlungen bereitstellen, damit der Event in einem nachhaltigen Rahmen stattfindet. Sie können eine Stossrichtung vorgeben und einen Grundrahmen setzen, in welchem sich die Events bewegen können. Es gibt keine konkreten Vorschriften und Empfehlungen für Veranstaltungen auf Bundesebene. Kantonale Empfehlungen sind teilweise vorhanden, doch die Umsetzung und Kontrolle liegt bei den Gemeinden. So kam es, dass Kantone und Städte etliche unterschiedliche Merkblätter, Vorschriften und Empfehlungen entwickelt haben. Eventveranstalter und Zulieferer, welche an verschiedenen Orten in der Schweiz aktiv sind, müssen sich demnach stets den vor Ort geltenden Vorschriften anpassen. So gibt es beispielsweise im Kanton Bern die Pflicht zum Mehrweggeschirr und in der Stadt Genf ein Verbot von Einwegplastikgeschirr, und diese Regelungen gelten je nach Stadt und Kanton ab einer unterschiedlichen Anzahl von Personen, die am Event teilnehmen - was die ganze Sache noch komplizierter macht.

Ziel der Arbeit

Der Nutzen dieser Arbeit ist der Datengewinn von verschiedenen Städten und Kantonen bezüglich deren Vorgehensweisen in Richtung nachhaltiges Eventmanagement. Momentan haben sich die Kantone und Gemeinden ein wenig im Föderalismus verloren und haben viele unterschiedliche oder keine Vorschriften/Empfehlungen bezüglich der nachhaltigen Durchführung von Veranstaltungen. Meine Praktikumsarbeit soll hierbei einen Überblick verschaffen und den Status Quo ermitteln.

Mit diesem Datengewinn und dem Bereitstellen von Good-Practice-Beispielen können Empfehlungen abgeben werden, wie Städte und Kantone die Nachhaltigkeit von Events fördern können nach dem Prinzip «Regulations, Recommendations, Guideance». Die Gemeinden und Kantone sollen nicht selbst von Grund auf ihre Strategie für nachhaltiges Eventmanagement erarbeiten müssen. Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen kann dabei viel Mühe und Aufwand gespart werden.

 

ISO-Standard 20121

Vorgehensweise

Als Anhaltspunkt, wie das Vorgehen von nachhaltigem Eventmanagement aussehen könnte, wurde der ISO Standard 20121 genommen. In diesem Standard werden verschiedene Schritte beschrieben, welche in der Planung, Umsetzung und Kontrolle einer Nachhaltigkeitsstrategie eines Events befolgt werden sollen. Mithilfe dieses Standards und den Erfahrungen von SchweryCade im Erarbeiten von Nachhaltigkeitskonzepten von Events wurde ein provisorischer Fragebogen für Städte und Kantone entwickelt. Dieser Fragebogen wurde in einer Vorbefragung drei zufällig ausgewählten Städten zur Verfügung gestellt. Diese gaben ein erstes Feedback und deckten weitere relevanten Fragen auf. Mit dem eingebauten Feedback wird der definitive Fragebogen rund 20 Städten und allen Kantonen der Schweiz zugestellt.

Zwischenresultate

Nach der Vorbefragung der drei Städten und vor der umfassenden Befragung ist bereits erkennbar, dass das Thema aktuell ist und Bemühungen vorhanden sind, doch die Vorgehensweisen stark auseinander gehen. Alle bisher Befragten gaben an, dass sie neue Empfehlungen oder Vorschriften für Events evaluieren möchten jeweils mit unterschiedlichen Ansätzen.

Lausanne stellt den Eventorganisatoren bereits heute eine eigene Online-Plattform zur Verfügung. Diese enthält Vorschläge zu nachhaltiger Gestaltung von Events mit Themen wie Mobilität, Beschaffung, Abfall und vielen mehr.

Die Stadt Baden hat bisher einzelne Vorschriften für Events bezüglich Mobilität, Abfall, Sicherheit und Wasser, aber keine zusammenfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Mithilfe der Plattform saubere-veranstaltung.ch, auf welcher mögliche Nachhaltigkeitsempfehlungen gesammelt sind, möchte sie den nächsten Schritt gehen, ohne dass man «das Rad neu erfinden muss». Die Empfehlungen auf dieser Plattform werden bereits heute von acht Städten und vierzehn Kantonen in ihrem Grundsatz unterstützt. Doch bei der genauen Ausarbeitung der Empfehlungen und Vorschriften, angepasst auf die Stadt und mit Einbezug von Stakeholdern, gehen die Vorgehensweisen wieder auseinander.

Die dritte befragte Stadt, Aarau, gab an, dass weitere Empfehlungen für Events geplant sind, diese jedoch im Moment keine Priorität haben. Hier gibt es bereits eine Broschüre mit Vorgaben und Tipps zur Umsetzung einer nachhaltigen Veranstaltung. Erfahrungsberichte davon liegen, aufgrund der Corona-Pandemie, noch nicht vor. Als nächsten Schritt ist ein neues Mobilitätskonzept geplant, welches angepasste Vorschriften und Empfehlungen abgibt für verschiedene Grössen von Events.

Zwischenfazit

Die Vorbefragung gab stichprobenartige Einblicke, was Städte bezüglich nachhaltigem Eventmanagement machen. Im nächsten Schritt dieser Praktikumsarbeit werden nun grossflächig Städte und Kantone befragt. Damit soll schweizweit ein Überblick geschaffen werden. Mit diesem Überblick und erfolgreichen Beispielen und Empfehlungen, die meinerseits zur Verfügung gestellt werden, können Schweizer Städten und Kantonen geholfen werden, ihre eigene nachhaltige Eventstrategie (weiter) zu entwickeln. Stay tuned!

 


Pascal Mathis studiert Geografie und nachhaltige Entwicklung an der Universität Bern. Diese Praktikumsarbeit ist das letzte Puzzleteil seines erfolgreichen Bachelorabschlusses. Seine Vision ist, nachhaltiges Handeln so attraktiv zu gestalten, dass es keine Hürde mehr darstellt und selbstverständlich wird. Neben seiner Tätigkeit bei SchweryCade spielt er Fussball und Gitarre und geniesst es, mit seinem Splitboard Berge zu erklimmen, um genussvoll den Schnee hinunterzugleiten.


Quellen:

Titelbild: Die Bedeutung der SDG für Kantone, Städten und Gemeinden | Bild im Text: Sustainable Events with ISO 20121